Was bedeutet Straining?

Der Begriff Straining stammt aus dem Englischen („to strain“ = belasten, überanstrengen) und wurde in der Arbeitspsychologie eingeführt, um bestimmte Belastungskonstellationen zu beschreiben, die nicht unter die klassische Definition von Mobbing fallen. Straining liegt vor, wenn eine einzelne Maßnahme – z. B. die dauerhafte Entziehung sinnvoller Aufgaben – eine Person am Arbeitsplatz dauerhaft psychisch belastet, ohne dass weitere direkte Angriffe folgen. Es ist also keine Kette feindlicher Handlungen erforderlich, sondern eine Maßnahme mit langfristiger negativer Wirkung.

Straining vs. Mobbing – Was ist der Unterschied?

Während Mobbing als eine systematische Abfolge feindlicher Handlungen definiert ist, die sich über einen längeren Zeitraum erstrecken, geht es beim Straining um eine einzelne strukturelle Handlung, deren negative Wirkung über Wochen oder Monate bestehen bleibt. Diese Maßnahme muss nicht einmal feindlich gemeint sein – entscheidend ist ihre Wirkung.

MobbingStraining
Viele unterschiedliche AngriffeEinzelmaßnahme mit Dauerwirkung
Bewusste Ausgrenzung oder SchikaneOft strukturell, nicht unbedingt beabsichtigt
Klassisch: Hänseleien, BeleidigungenBeispiele: Aufgabenentzug, Isolation
Mobbing vs. Straining

Beispiele für Straining in der Praxis

  • Eine qualifizierte Mitarbeiterin wird nach einem Konflikt auf eine Stelle ohne Aufgaben versetzt.
  • Ein Kollege wird nicht mehr zu Meetings eingeladen, ohne dass dies thematisiert wird.
  • Einem Auszubildenden werden trotz Leistung keine sinnvollen Lerninhalte mehr vermittelt.
  • Nach einer Elternzeit wird eine Mitarbeiterin dauerhaft in eine unterqualifizierte Position verschoben.

Diese Maßnahmen haben gemeinsam, dass sie nicht als vorübergehende Umstrukturierung zu verstehen sind, sondern langfristig bestehen bleiben und psychisch belasten.

Straining und seine Auswirkungen

Die psychologischen Folgen von Straining ähneln denen des Mobbings. Betroffene fühlen sich ausgeschlossen, entwertet, kontrolliert oder „weggelobt“. Das kann zu Stress, Schlafstörungen, Angstzuständen, Depressionen und sogar zur Arbeitsunfähigkeit führen. Straining betrifft nicht nur die Leistungsfähigkeit, sondern auch das Selbstwertgefühl und die soziale Identität.

Rechtliche Einordnung von Straining

In Deutschland ist Straining nicht ausdrücklich gesetzlich geregelt, wird aber in arbeitsrechtlichen Streitigkeiten zunehmend thematisiert. In arbeitswissenschaftlichen Kontexten wird Straining als psychische Fehlbelastung anerkannt, und es kann eine Verletzung der Fürsorgepflicht des Arbeitgebers darstellen. In einigen europäischen Ländern – etwa Italien – ist Straining bereits juristisch fassbar.

Was tun bei Straining?

Für Betroffene ist es wichtig, das Erlebte zu dokumentieren und Gespräche mit Vorgesetzten, Betriebsrat oder Vertrauenspersonen zu suchen. Auch die Einbindung des Arbeitsschutzes kann sinnvoll sein. Wichtig ist: Straining ist kein persönliches Scheitern, sondern eine strukturelle Belastung, die anerkannt und bearbeitet werden muss.

Fazit: Straining ernst nehmen

Straining zeigt sich oft leise – ohne offene Angriffe, aber mit spürbarer Wirkung. Gerade deshalb ist es wichtig, dass Führungskräfte, Ausbilderinnen und Kolleginnen sensibilisiert werden. Ein achtsamer Umgang mit sozialen Beziehungen am Arbeitsplatz, klare Kommunikationswege und transparente Aufgabenverteilungen sind wichtige Bausteine, um Straining vorzubeugen.