Mobbing-Prävalenz in der Arbeitswelt – Wer ist besonders betroffen?

Der Mobbing-Report 2024 des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) in Zusammenarbeit mit der Universität Leipzig zeigt deutlich: Mobbing ist kein Randphänomen in der Arbeitswelt. Laut repräsentativer Befragung erleben etwa 6,5 % der Beschäftigten in Deutschland systematische, wiederholte persönliche Angriffe, Ausgrenzung oder Schikane – also Mobbing – am Arbeitsplatz. Dabei gibt es deutliche Unterschiede zwischen Altersgruppen, Berufsstatus und sozioökonomischem Hintergrund der Betroffenen.

Mobbing-Prävalenz heißt was?

Die „Mobbing-Prävalenz“ beschreibt, wie häufig Mobbing in einer bestimmten Population vorkommt.

Jüngere Beschäftigte besonders betroffen

Die Mobbing-Prävalenz ist in der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen am höchsten. Jüngere Arbeitnehmer*innen verfügen oft noch nicht über gefestigte berufliche Positionen, Netzwerke oder Strategien zur Konfliktbewältigung, was sie anfälliger für systematische Ausgrenzung oder Abwertung macht. Im Gegensatz dazu nimmt das Mobbingrisiko mit steigendem Alter deutlich ab. Beschäftigte über 50 sind seltener von Mobbing betroffen.

Auszubildende und Arbeitende sind Risikogruppe

Ein besonders hohes Mobbingrisiko wurde bei Auszubildenden festgestellt. Mit einer Prävalenz von 8,9 % sind sie überdurchschnittlich häufig betroffen – insbesondere durch Kolleginnen. Auch einfache Arbeitstätige („Arbeitende“) berichten mit 7,8 % über signifikant mehr Mobbingerfahrungen als z. B. Beamtinnen oder Führungskräfte. Diese Gruppen verfügen meist über mehr Handlungsspielraum und Kontrolle über ihre Arbeitsumgebung.

Einfluss des sozioökonomischen Status

Auch der sozioökonomische Status (SES) spielt eine große Rolle: Menschen mit niedrigerem Einkommen, niedrigerem Bildungsgrad oder prekärer Beschäftigung berichten signifikant häufiger von Mobbing. Besonders betroffen sind Personen ohne Schulabschluss oder mit Haupt-/Volksschulabschluss – hier liegt die Mobbing-Prävalenz durch Kolleg*innen bei 7,4 %. Mobbing durch Vorgesetzte zeigt hingegen keine klaren Unterschiede nach Bildungsstand.

Leiharbeit als Risikofaktor

Ein alarmierender Befund: 14,6 % der von Mobbing betroffenen Personen arbeiten in Leih- oder Zeitarbeit – im Vergleich zu nur 1,7 % unter den Nicht-Betroffenen. Diese Form der Beschäftigung geht oft mit Unsicherheit, fehlender Integration ins Team und geringem Einfluss auf die Arbeitsbedingungen einher.

Geschlecht: Keine signifikanten Unterschiede

Zwischen den Geschlechtern gibt es zwar Unterschiede in der Mobbing-Prävalenz – 7,1 % der befragten Frauen versus 6,0 % der Männer –, diese sind jedoch statistisch nicht signifikant. Das zeigt: Mobbing betrifft beide Geschlechter nahezu gleich häufig.

Bedingungen im Betrieb entscheidend

Der Report betont, dass Mobbing nicht einfach durch persönliche Konflikte entsteht, sondern eng mit den strukturellen Bedingungen im Betrieb zusammenhängt. Hoher Zeitdruck, häufige Teamwechsel, fehlende Unterstützung durch Kolleg*innen und Führungskräfte sowie schlechte Führungsqualität gelten als zentrale Auslöser oder Verstärker. Besonders in Umbruchphasen, z. B. bei Umstrukturierungen, steigt das Mobbingrisiko deutlich.

Fazit: Aufmerksamkeit, Prävention und klare Strukturen nötig

Der Mobbing-Report macht deutlich: Bestimmte Gruppen in der Arbeitswelt sind besonders gefährdet – vor allem jüngere Menschen, Auszubildende, Beschäftigte mit niedrigem sozioökonomischem Status und Leiharbeitende. Um Mobbing wirksam zu verhindern, braucht es neben einer offenen Unternehmenskultur gezielte Präventionsmaßnahmen, betriebliche Ansprechstellen und eine strukturierte Auseinandersetzung mit Führungs- und Kommunikationskultur.

Sie finden den gesamten Mobbing-Report 2024 hier.