Wie haben sich die Fehlzeiten aufgrund psychische Erkrankungen entwickelt?

Die Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen haben sich in den letzten Jahren drastisch erhöht. Besonders im ersten Halbjahr 2023 gab es einen Anstieg von 85 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022. Diese Entwicklung ist laut der KKH Kaufmännischen Krankenkasse alarmierend, da bereits zur Jahresmitte fast das Niveau des gesamten Jahres 2022 erreicht wurde.

Vergleich der Fehlzeiten wegen psychische Erkrankungen über die Jahre

  • 2022: 339 Fehltage pro 100 Mitglieder wegen Depressionen, Angststörungen und Anpassungsstörungen.
  • 2021 und 2020: 287 Fehltage pro 100 Mitglieder.
  • 2019 (Vor-Corona-Zeit): 274 Fehltage pro 100 Mitglieder.

Dies zeigt, dass die psychisch bedingten Krankheitsausfälle bereits vor der Pandemie stiegen, jedoch durch die Belastungen der Corona-Zeit und weitere gesellschaftliche Faktoren massiv zugenommen haben.

Schwere und langwierige psychische Erkrankungen nehmen zu

Neben der reinen Anzahl der Krankschreibungen zeigt sich eine besorgniserregende Entwicklung: die Krankheitsfälle dauern immer länger an. Die längsten durchschnittlichen Fehlzeiten wurden bei folgenden Diagnosen festgestellt:

  • Wiederkehrende Depressionen: 112 Tage Ausfallzeit im Durchschnitt.
  • Depressive Episoden: 71 Tage im Durchschnitt.

Hauptursachen für psychische Erkrankungen

  • Akute Belastungsreaktionen und Anpassungsstörungen machen mit 41 Prozent den größten Anteil an psychisch bedingten Krankmeldungen aus.
  • Besonders betroffen sind soziale Berufe, insbesondere in der Alten- und Krankenpflege, wo der Stresslevel enorm hoch ist.

Zunehmender Stress als Ursache für psychische Erkrankungen

Eine forsa-Umfrage im Auftrag der KKH ergab, dass 90 Prozent der Erwerbstätigen sich zumindest gelegentlich gestresst fühlen. Rund 50 Prozent davon empfinden diesen Stress häufig oder sehr häufig. Zudem sagten knapp 60 Prozent, dass ihr Stresslevel in den letzten ein bis zwei Jahren weiter gestiegen sei.

Stressfaktoren laut der Umfrage

  • Hohe Ansprüche an sich selbst (51 %)
  • Berufliche Belastung und Ausbildung (47 %)
  • Klimawandel (47 %)
  • Inflation und steigende Lebenshaltungskosten (47 %)
  • Ständige Erreichbarkeit durch Smartphones (37 %)
  • Soziale Netzwerke (37 %)
  • Finanzielle Sorgen (24 %)

Psychische Erkrankungen haben weitreichende Folgen

Neben den individuellen Belastungen für die Betroffenen führen steigende Fehlzeiten zu zusätzlichen Herausforderungen für Unternehmen. Kolleg:innen müssen die Ausfälle kompensieren, was wiederum ihr eigenes Stresslevel erhöht und das Risiko für Burnout und Erschöpfung verstärkt.