Homeoffice und die unterschätzten Effekte auf Teamdynamik
Das Homeoffice gilt für viele Beschäftigte als Symbol für Freiheit und Selbstbestimmung. Doch wie Prof. Dr. Ingo Hamm im Interview bei der wirtschaftspsychologie-aktuell.de betont, gibt es drei unbequeme Wahrheiten, die Unternehmen nicht ignorieren sollten: Vertrauen wächst im Team deutlich leichter, wenn man sich persönlich begegnet – besonders wichtig für neue Kolleginnen und Kollegen. Kreativität gedeiht in physischer Zusammenarbeit stärker als in rein digitalen Formaten. Und Resilienz in Teams entwickelt sich vor allem, wenn man regelmäßig am gleichen Ort zusammenarbeitet. Diese Faktoren sind entscheidend für nachhaltigen Unternehmenserfolg, auch wenn sie im Alltag oft zugunsten von Flexibilität und Bequemlichkeit aus dem Blick geraten.
Homeoffice und die Risiken für Gesundheit und Produktivität
Abseits sozialer Faktoren stellt sich auch die Frage nach der Arbeitsplatzqualität. Viele häusliche Arbeitsplätze erfüllen nicht die gesetzlichen Arbeitsstättenrichtlinien: Ergonomie, Beleuchtung und technische Ausstattung weichen häufig von den Standards ab, die im Büro selbstverständlich sind. Solche Defizite können langfristig zu gesundheitlichen Problemen führen. Juristisch betrachtet müsste ein korrekt eingerichteter Telearbeitsplatz vom Arbeitgeber bereitgestellt werden – eine Investition, die für viele Unternehmen weder wirtschaftlich noch praktisch Sinn ergibt, da die räumlichen Voraussetzungen bei den meisten Beschäftigten fehlen. Hinzu kommt: Die von Prof. Hamm genannten Einschränkungen bei Kreativität, Vertrauen und Resilienz wirken sich direkt auf die Leistungsfähigkeit aus.
Impulse für ein zukunftsfähiges Arbeitsmodell
Anstatt blind auf Homeoffice zu setzen, sollten Unternehmen überlegen, wie sie ihre Büroarbeitsplätze so gestalten, dass sie produktives, konzentriertes Arbeiten ermöglichen. Dabei gilt: Kleine, gut ausgestattete Büros sind oft die bessere Alternative zu anonymen Großraumbüros. Beschäftigte können sich dort auf ihre Aufgaben konzentrieren, ohne den Rückzug ins Homeoffice als Notlösung zu benötigen. Das könnte ein Modell sein, das sich an bewährten Strukturen aus der Vergangenheit orientiert, aber auf die Anforderungen der Zukunft angepasst wird.
Fazit zum Homeoffice
Homeoffice ist kein Allheilmittel. Es bietet Bequemlichkeit, aber nicht automatisch die Voraussetzungen für Kreativität, Teamgeist und Resilienz. Unternehmen sind gut beraten, den physischen Arbeitsplatz als strategischen Erfolgsfaktor zu begreifen und ihn entsprechend zu gestalten – nicht als Pflichtaufgabe, sondern als Investition in langfristige Leistungsfähigkeit und Gesundheit.