Gehört Trauer in Unternehmen?

Erfreuliche Anlässe gehören in den Unternehmensalltag, aber Trauer in Unternehmen…!?

Hochzeiten und Geburtstage werden in den Abteilungen der Unternehmen häufig mit einem ausgegebenen Stück Kuchen oder mit einem Frühstück gefeiert. Alle sind gern dabei. Doch was ist bei einem Todesfall in der Familie? Kein schöner Anlass zum Kollegen, zur Kollegin zu gehen und sein Beileid auszusprechen. Es scheint einfacher, die trauernde Person zu ignorieren. Zumal sie auch noch eine traurige Stimmung verbreitet.

Oder aus dem Kollegenkreis direkt verstirbt jemand. Das kann berühren, traurig und auch ängstlich machen, nachdenklich. Der Wunsch nach Verstehen wächst und der Wunsch, den Tod innerhalb der eigenen Reihen zu begreifen. Doch der Arbeitsalltag geht unbenommen weiter. Eine Würdigung des Verstorbenen bleibt aus, der Tod ist eine Störung des Betriebsablaufs.

In beiden Fällen bleibt die Trauer in Unternehmen in den Beschäftigten und die Beschäftigte bleiben allein mit Ihrer Trauer. Die Trauer ist somit im Unternehmen, ob gewollt oder nicht.

„Trauerkategorien“ in Unternehmen

Zu unterscheiden sind, wie oben ausgeführt, zwei Kategorien von Trauer, die beide den Unternehmensalltag beeinflussen:

1. ein Kollege oder eine Kollegin trauert um den Verlust eines nahestehenden Menschen oder

2. von einer Kollegin oder einem Kollegen ist Abschied zu nehmen.

Trauer in Unternehmen: ein paar Zahlen

Ein Blick in die Statistiken verdeutlicht:

  • während des Arbeitslebens versterben 4 von 1000 Beschäftigten
  • mind. 6% der Beschäftigten betrauern einen nahestehenden Menschen

Trauer in Unternehmen ist somit kein seltener Einzelfall, sondern normal und häufig.

Warum ist Trauer in Unternehmen ein schwieriges Thema?

Tod und Trauer sind generell heutzutage in der Gesellschaft ein schwieriges Thema. Es ist somit ein gesellschaftliches Problem. Vor zwei Jahrhunderten wurde in der Familie gestorben, es gab Wissen zum Sterben, zum Umgang mit Toten und Trauer. Es gab neben dem Wissen Rituale. Beides, Wissen und Rituale sind auf Grund der Weltkriege und der anschließenden modernen Gesellschaft verloren gegangen. Gestorben wurde am besten sauber und klinisch rein, weit weg im Einzelzimmer eines Krankhauses.

Insbesondere der Umgang mit Trauenden stellt viele vor große Herausforderungen. Bevor etwas Falsches gesagt wird oder eine Handlung misslingt, Trauende sogar beginnen zu weinen, lassen viele den Kontakt lieber gleich ganz sein.

Wissen und Rituale fehlen uns heute für den Umgang mit Sterben, Tod und Trauer und müssen wiedergefunden werden. Daher kann auch die Trauer im Unternehmenskontext noch nicht hinreichend im Fokus stehen.

Kultur der Trauer in Unternehmen

Im Rahmen des BGM wird nach Unterstützungsmöglichkeiten für die Beschäftigten gesucht, die ihre Arbeitskraft sicherstellen bzw. wieder herstellen. Eine große Unterstützung kann Trauernden geboten werden, in dem Trauer einen Raum bekommt und Trauer als solches ein Teil der Unternehmenskultur wird.

Derzeit wird eine Trauerkultur in Unternehmen noch extrem selten gestaltet, weil sich nur ein paar Einzelkämpfer und Vorreiter des Themas annehmen.

Interview beim NDR 90,3 im Treffpunkt Hamburg: Tod und Trauer am Arbeitsplatz

Hören Sie hier das weiterführende Interview „Tod und Trauer am Arbeitsplatz“ mit Frau Astrid Herbst von BGM TOOLS GbR und Herrn Dr. Hans Joachim Lehmann vom Förderverein Palliativstation im Asklepios Westklinikum Hamburg, vom 08.10.2020 im NDR bei 90,3.