Wie sehen sich Psychisch Kranke selber im Arbeitskontext?
Eine psychische Erkrankung ist nicht sichtbar wie ein fehlendes Bein die Sichtbarkeit bietet. Fehlt einem Menschen ein Bein, so ist es klar, er kann sich nicht gut selber fortbewegen.
Mögliche Stolperstellen für Psychische Kranke im Berufsleben
Möglich sind, und sicherlich ist die Aufzählung nicht abschließend, folgende Gründe die Erkrankung geheim zu halten.
- Psychische Erkrankungen werden nicht nur dem Kopf, sondern fehlerhafter Weise manchmal dem Verstand zugeordnet bis dahin, nicht „ganz richtig im Kopf“ zu sein. Da ist ein verlorenes Bein manchmal leichter darzustellen.
- Betroffene verurteilen sich häufig selber für ihre Krankheit und schämen sich. Sie schämen sich, weil sie sich zum Teil anders oder auffällig verhalten und das Umfeld auf sie guckt, beobachtet und das Verhalten nicht nachvollziehen kann.
- Psychisch Kranke haben immer wieder Probleme deutlich zu machen, dass sie krank sind, denn ist nicht offensichtlich. Es wird ihnen teilweise nicht geglaubt oder mit Sprüchen wie “reiß dich doch mal zusammen“ das Leben nicht leichter gemacht.
- Es fällt Psychische Kranken durchaus selber schwer zur Zeit nicht mehr alles können und mit ihrer reduzierten Leistungsfähigkeit zu recht zu kommen. Wenn die Akzeptanz im Umfeld fehlt, wird es für die betroffenen noch schwieriger.
- Psychisch Kranke sind auch häufig hoffnungslos. Kein Arzt kann Versprechungen machen, dass eine Heilung erfolgt. Die Perspektive für den weiteren Heilungsverlauf der Erkrankung fehlt dann.
Psychisch Kranke und Thema Leistung
Stellen sich die Betroffenen ihrem Arbeitsalltag wieder, so wird dies häufig nicht honoriert. Sie sollen funktionieren und möchten dies selber auch. Sie strengen sich an und kämpfen, wieder in den Berufsalltag zurückzukommen und wieder Teil der Gesellschaft zu werden. Viel zu selten wird dies durch das Umfeld erkannt oder anerkannt. Es zählt nur häufig die sichtbare Leistung.
Als Beispiel die Psychische Erkrankung Burn Out
Beschäftigte gelangen durch zu viel Leistungsanspruch und Druck (durch das Umfeld und an sich selber) in einen Burn Out. Es folgt eine Krankschreibung und anschließend ggf. Wiedereingliederung. Sobald diese abgeschlossen ist, habe ich es nur sehr selten erlebt, dass die Beschäftigten dann gesunde 80% arbeiten und ggf. mal auf 100% in Zeiten der Höchstleistung fahren. Dafür müsste die Arbeit neu organisiert und verteilt werden. Doch dies erfolgt dann nicht und in kurzer Zeit ist das Arbeitspensum wieder bei 120% angelangt. Kein Autofahrer will sein Auto über längere Zeit bei voller Umdrehung und Motorleistung fahren, weil der Motor Schaden nehmen würde. Beschäftigte tun es oder sollen es tun oder finden keinen anderen Ausweg.