Können Corona-Maßnahmen Beschäftigte psychisch belasten?

Auf Grund der zu treffenden Maßnahmen erfahren Beschäftigte in vielerlei Hinsicht psychische Belastungen durch die Corona-Maßnahmen. So schreibt die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin am 14.Mai. Gründe sind überlange Arbeitszeiten, veränderte Arbeitsbedingungen und Arbeitsplatzunsicherheit.

Gastronomie und z.T. Krankenhauspersonal haben eher wenig zu tun, im Internethandel und bei Paketdiensten, Polizei und Security ist sehr viel abzuarbeiten und andere Bereiche wie Pflege haben zusätzliche Aufwendungen. Im Einzelnen handelt es sich um folgende Aspekte als Folge der Corona-Maßnahmen.

1.Verdichtete Arbeit

Zeit- und Leistungsdruck sowie Mehraufwendungen durch Hygienemaßnahmen erfolgen meist mit dem gleichen Personalstamm, was zur Überforderung und psychischen Belastung führen kann. Generell macht sich ein Zeit- und Leistungsdruck durch Überstunden und Arbeitsintensivierung (schnelles Arbeiten, Multitasking) bemerkbar.

2.Erhöhte Interaktionsarbeit

Interaktionsarbeit (emotionale Arbeit) tritt z.B. erhöht in der Pflege auf, wenn der Kontakt mit Menschen Teil der Arbeit ist. Demente Menschen mit Mundschutz auszurüsten oder „verkleidet“ in den Kontakt mit Pflegebedürftigen zu gehen, erschwert die Zusammenarbeit. Das erhöhte Mitgefühl des Pflegepersonals findet weniger Auslass, der Druck wächst angesichts der Machtlosigkeit etwas für die Bedürftigen tun zu können.

3.Homeoffice (nicht vertraglich geregelt)

Die Problemseite bei der Arbeit im Homeoffice ist, sie erfordert Organisationskompetenz, insbesondere parallel mit der Betreuung von Kindern oder Angehörigen. Denn diese Doppelbelastung lässt die Erholung ausfallen, weil Arbeitszeiten verschoben werden oder Unterbrechungen auftreten.

Fehlt der direkte Kontakt zu Vorgesetzten und Kollegen, kann auch diese mögliche Ressource zur Arbeitsbewältigung fehlen.

Beschäftigte im Homeoffice (ohne vertragliche Regelung) arbeiten länger, machen häufiger Überstunden und überschreiten eher die gesetzlichen Mindestruhezeiten von elf Stunden.

Gegenstrategien zu Zeit- und Leistungsdruck

Das baua Projekt F 2406 „Begrenzung und Fokussierung als Strategien im Umgang mit Zeit- und Leistungsdruck“ aus 2017 untersuchte die „Gegenstrategien“ zu den allgemein üblichen Strategien der Arbeitsintensivierung und Arbeitsextensivierung. Das Ergebnis:

Eine erfolgreiche Begrenzung (z. B. durch die Umverteilung von Arbeit im Team) und Fokussierung (z. B. durch die Vermeidung von Störungen) bringen einen positiven Effekt. Aber auch negative Begleiterscheinungen, wie z. B. Mehrarbeit für Kollegen. Diese negativen Aspekte spiegeln dabei gemäß Projektergebnis eine betriebliche Problematik wieder: unzureichende Personalbemessung und unrealistische Zielvorgaben.